Bauen für den Bund im Saarland
Projekt: Realisierung des Buches »Bauen für den Bund im Saarland«
Im September 2022 erscheint in meiner Edition AK Ulf Meyers Buch »Bauen für den Bund im Saarland«. Mein persönliches Interesse daran, Bauwerke, Zustände oder Zusammenhänge »sichtbar« zu machen, weckte ursprünglich meine Aufmerksamkeit an der oft spröde anmutenden Thematik der Bundesbauten hierzulande. Da das Saarland bei der Ansiedlung von Bundesämtern oder Bundesanstalten leider leer ausging, fehlen natürlich auch die entsprechenden Bauten….
Jedoch kommt angesichts der aktuellen Sicherheitslage in Europa der Instandhaltung und dem Ausbau der Infrastrukturen von Bundeswehr, THW und anderen Institutionen wieder eine weitaus größere Bedeutung zu als noch vor kurzer Zeit denkbar gewesen wäre. Nicht immer ist diese Infrastruktur für die Öffentlichkeit sichtbar, weil die Baulichkeiten oft gut abgeschirmt hinter Zäunen oder sogar unter der Erde verborgen sind.
Der Bund baut im Saarland Verwaltungs- und Unterkunftsgebäude, Fahrzeug- und Lagerhallen, Lehr-, Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie Werkstätten für Ämter, Behörden und das Militär. Zu den Nutzern gehören unter anderem die Wasserschiffahrts-Verwaltung, die Bundespolizei, das Technische Hilfswerk (THW), die Bundeswehr und die Heeresinstandsetzungslogistik (HIL), die einer der größten Arbeitgeber in St. Wendel ist.
Dieses Buch stellt erstmals das Portfolio der Bundesbauten im Saarland in Wort und Bild dar. Fachliche und historische Exkurse zur besonderen Situation der saarländischen Geschichte und ein Interview mit Prof. Jo Enzweiler zum Thema »Kunst am Bau« komplettieren das Kompendium.
In der Ausgabe November/Dezember 2022 von »OPUS – Das Kulturmagazin der Großregion« bespricht Marlen Dittmann das Buch wie folgt:
Buchbesprechung zu „Bauen für den Bund im Saarland“
1959 erschien erstmals ein Band über Bauten des Bundes im Saarland. Im Jahre 2022 hat sich die Edition AK verdienstvollerweise erneut dieser Aufgabe gestellt. Herausgeber des Buches »Bauen für den Bund im Saarland« ist das saarländische Ministerium für Inneres, Bauen und Sport, das mit seiner Landesbauverwaltung für den Bund tätig wird. Die erläuternden Texte übernahm der Architekturjournalist Ulf Meyer, die Bilder lieferten Marco Kany und Martin Blume. In einem Einführungsbeitrag beschreibt Minister Jost die Aufgaben seiner Behörde und verweist auf deren Kompetenz für Bauten der Bundespolizei und des Zolls, der Wasserstraßen- und Schifffahrts-verwaltung sowie der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerks oder bei Baumaßnahmen, die dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz unterliegen (Bunker und Überreste des Westwalls). Sie stehen überwiegend unter Denkmalschutz, viele sind Biotope mit seltenen Pflanzen und Tieren. Ein längeres Kapitel ist den Bauten des Zolls und der abgerissenen ehemaligen Zollgrenzstelle Goldene Bremm gewidmet. Das harmonische Ensemble der von Ernst Sarner entworfenen Bauten mit ihren Stahlfaltdächern und weißen Dachbändern lässt sich nur noch erahnen. Dagegen ist die Raststätte, ein durch Terrassen sowie Vor- und Rücksprünge gegliederter Betonbau des Architekten Walter Schrempf noch vorhanden, steht aber seit langem leer und ist leider auch nicht abgebildet. Es ist kein Ruhmesblatt wie der Bund mit diesem Meisterwerk umgeht. Heute wird der Reisende an der Goldenen Bremm von einem markanten Bau mit einer Fassade aus graublauen Metallpaneelen der Architekten Hepp und Zenner begrüßt, den sich die Bundespolizei mit der französischen Polizei teilt.
Das Hauptzollamt befindet sich seit Jahren in der ehemaligen Oberfinanzdirektion, einem Bau der 1970er Jahre von Tibor Kugelmann und Gregor Alt, dessen Inneres die ausführlich dokumentierte „Kunst am Bau“ von Jo Enzweiler auszeichnet, den Ulf Meyer interviewt.
Viele der vorgestellten Bauten sind Sanierungen. Mit den wenigen Neubauten beauftragte der Bund hiesige Architekten. Das Wirtschafts- und Betreuungsgebäude der Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach gestaltete die Architektengruppe Wandel-Hoefer-Lorch. Nur das THW, wie man erfährt, eine zu 98% ehrenamtlich getragene Organisation des Bundes, benutzt für seine Neubauten Musterplanungen. Das qualitativ hochwertig ausgestattete Buch mit gut lesbarer Schrift und aussagekräftigen, großformatigen Bildern ist nach intensiver Recherche entstanden. Es weist nach, dass selbst reine Zweckbauten zu interessanten Objekten werden können, wenn eine fachlich kompetente Bauverwaltung baukulturelle Verantwortung übernimmt. Dann kann auch in einem Land, in dem Bundesbehörden schmerzhaft vermisst werden, sehenswerte Architektur des Bundes entstehen.
Marlen Dittmann